
und freuen sich auf neue Mitsänger: Der „wiederauferstandene“ Männerchor des Gesangverein Eintracht 1874 vor ihren Proberäumen im Gemeindehaus in der Rhönstraße mit Chorleiterin Pavlina Georgiev (Mitte vorne), Vorsitzende Gabriele Herzog (Vorne links) und Vizedirigent Herbert Gerlich (letzte Reihe links außen). © Andrea Pauly
Mitgliederschwund ist ein großes Problemen in vielen Vereinen. Gesangvereinen fehlt es allerorten vor allem an Männern. Der Gesangverein Eintracht Bischofsheim hat Glück. Nach 20 Jahren Pause ist der Männerchor zurück.
Maintal – Freitagabend an der Bischofsheimer Rhönstraße. Vor dem Gemeindehaus sammeln sich Männer, schütteln Hände, lachen, manche kennen einander seit Jahrzehnten. Die Stimmung ist offen und entspannt. In wenigen Minuten beginnt die Chorprobe – eine, die erst seit Februar wieder stattfindet und es so lange nicht mehr gegeben hat. Denn der Männerchor des Gesangvereins Eintracht Bischofsheim ist zurück. Nach über zwanzig Jahren Pause.
Vor allem Tenöre fehlten
Damals, 2003, war er in einen gemischten Chor überführt worden – aus pragmatischen Gründen, wie sich Vereinschronist und Vorstandsmitglied Wolfram Eschelbach erinnert: „Uns fehlte es an Sängern, vor allem Tenören. Wir standen vor der Entscheidung: Auflösen, fusionieren – oder öffnen.“ Die Öffnung war ein Kraftakt. „Es sorgte für ordentlich Aufruhr. 130 Jahre lang war dies ein reiner Männerchor gewesen. Und einige der Herren waren überhaupt nicht einverstanden, Damen im Chor willkommen zu heißen.“
Die Zeiten haben sich geändert – und mit ihnen auch der Verein. Heute zählt die Eintracht 126 Mitglieder, davon 64 aktive Sängerinnen und Sänger. Neben dem Traditionschor und dem Pop- und Gospel-Ensemble „Voices of Harmony“ ist nun wieder ein Männerchor Teil der musikalischen Familie. 20 Sänger umfasst er aktuell. „Das ist ein Anfang“, sagt Gabriele Herzog, die erste Vorsitzende. Es ist ihrer Initiative zu verdanken, dass der Chor überhaupt wiederbelebt wurde. „Ich hatte die Idee schon länger im Kopf. Und dann war plötzlich der richtige Moment im Rahmen eines besonderen Auftritts zum Chorjubiläum im Oktober 2024.“ Gabriele Herzog ist seit über 15 Jahren Mitglied im Verein und leitet ihn seit 2019. „Inzwischen hat der Verein sogar eine weibliche Vorsitzende, die auch noch aus dem benachbarten Dörnigheim kommt“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Doch dass eine Frau an der Spitze steht, ist heute kaum mehr ein Thema. Der Verein hat sich gewandelt – und er wandelt sich weiter.
Zwei große Auftritte
Zum Jahreswechsel 2024/25 übergab der langjährige Dirigent Sergio Goldberg den Taktstock an Pavlina Georgiev. Über 25 Jahre hatte Goldberg den Chor geprägt, war 1994 ursprünglich für den damaligen Männerchor gekommen. Nun setzt Georgiev neue Impulse. Mit musikalischer Klarheit und persönlichem Gespür möchte sie die Chöre der Eintracht in die Zukunft führen. Unterstützt wird sie beim Männerchor von Vizedirigent Herbert Gerlich, der selbst seit zwei Jahren im gemischten Chor mitsingt.
Der wiedergegründete Männerchor hat sich so bereits zwei Mal dem Publikum gezeigt: beim Jubiläumskonzert im Oktober 2024 und beim Maintaler Liederabend im März dieses Jahres. Für den Dezember ist der nächste große Auftritt geplant – das traditionelle Weihnachtskonzert am 21. Dezember in der katholischen Kirche. Bis dahin wird freitags um 18 Uhr im Gemeindehaus geprobt. Der Traditionschor folgt um 19 Uhr, die „Voices of Harmony“ treffen sich an jedem zweiten Samstag im Monat.
Vielfältiges Repertoire
Das Repertoire der Chöre ist ebenso vielfältig wie ihre Geschichte: Während der Traditionschor Werke von Mozart bis Fred Raymond singt, setzen die „Voices“ auf internationale Klassiker von Queen bis Elton John. Der Männerchor ist musikalisch noch im Aufbau – aber mit viel Offenheit. „Wir freuen uns über jeden, der mitsingen möchte“, sagt Herzog. „Und wer uns erst einmal kennenlernen will, kann das ganz unverbindlich tun – beim Tag der offenen Tür am 28. Juni.“ Dass Singen verbindet, ist in Bischofsheim keine Floskel, sondern Wirklichkeit.